Der Neubau am Mittelweg in Neukölln vereint effiziente monolithische Bauweise und nachhaltige Architektur. Auf Basis einer Befreiung vom ursprünglichen Baurecht entwickelten DMSW Architekten einen geschlossenen Blockrand mit geknickter Gebäudegeometrie. Helle Marbach HS-Klinker erzeugen eine ruhige Fassadenstruktur, während individuell hergestellte Formsteine nicht rechtwinklige Ecken realisieren. Retentionsboxen sammeln Regenwasser für die Versickerung auf dem Grundstück, begrünte Dachflächen verbessern das Mikroklima. Brandschutzauflagen werden durch Gebäudeknicke erfüllt. Ausgezeichnet mit dem BDA Preis Berlin 2024.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Planungsgemeinschaft erzielt Baurechtsbefreiung und nutzt knickgeometrische Lösung am Mittelweg
Besondere Dynamik des Gebäudes durch Formsteine (Foto: Jan Bitter)
Das Grundstück am Mittelweg war aufgrund der ursprünglichen Planung einer Parallelstraße zur Karl-Marx-Straße über Jahre als nicht bebaubar deklariert. Die Projektgemeinschaft Mittelweg 8 GbR, zu der die DMSW Architekten als Mitgesellschafter gehörten, erlangte schließlich eine Befreiung vom bestehenden Baurecht. Durch die Entwicklung einer bewusst geknickten Baukörperform gelang ein lückenloser Abschluss des Blockrands. Gleichzeitig wurde eine barrierefreie Erschließung ermöglicht, obwohl die angrenzende Bebauung sehr kompakt ist und erfüllt klar städtebauliche Vorgaben.
DMSW Architekten und Hagemeister-Klinker setzen präzise, sichtbare urbane Lichtakzente
Schon in der Entwurfsphase erfolgte die Einbindung des Klinkerwerks Hagemeister, um Materialkonzepte gemeinschaftlich abzustimmen. Michael Müller von DMSW Architekten hebt hervor, dass helle Klinker und präzise gesetzte architektonische Details maßgeblich Lichtreflexion und Tiefenwirkung beeinflussen. Die in einem abwechslungsreichen Mauerwerksverband verlegten Marbach HS-Klinker (240 × 115 × 71 mm) mit Handstrichoberfläche und dezenter weiß-grauer Fugengestaltung verleihen der Fassade eine ausgewogene, zeitlose Eleganz in urbaner Umgebung und erzeugen eine Strukturierung im Stadtbild.
Individuelle Formsteine meistern komplexe Ecken und erfüllen Brandschutzanforderungen präzise
Die Klinker-Vorsatzschale (Foto: Dawin Meckel)
Zur Einhaltung städtebaulicher Vorgaben wurde der Baukörper bewusst geknickt, um die lichtdurchlässige Atmosphäre im Wohnumfeld zu bewahren und die Loggien der Nachbarbebauung vor ständiger Verschattung zu schützen. Die gestaffelte Anordnung steigert Tageslichtzufuhr und entspricht behördlichen Richtlinien. Speziell entwickelte Formsteine von Hagemeister ermöglichen dank zwei individueller Profile für Außenwinkel über neunzig und Innenwinkel eine präzise Umsetzung. Laut Jörg Schulz garantieren sie ästhetische Klarheit und technische Exaktheit. Sichere Funktionalität wirkt langfristig überzeugend.
Helle Tonklinker, Retentionsboxen und Dachbegrünung verbessern urbanes Klima erheblich
Die tonbasierten Klinkerfassaden überzeugen durch außerordentliche Haltbarkeit und eine vollständig kreislauffähige Materialstruktur. Die helle Oberflächenpatina minimiert die Aufheizung und verbessert das Raumklima. Boden- und Dachflächen sind mit Retentionsboxen ausgestattet, die Niederschlagswasser sammeln und gezielt versickern lassen, wodurch Kanalentlastung erzielt wird. Der Dachgarten mit intensiver Bepflanzung schafft zusätzliche Lebensräume, unterstützt die Verdunstungskühlung und wirkt als Puffer gegen Temperaturextreme, was den ökologischen Fußabdruck im urbanen Kontext reduziert. Diese Maßnahmen entsprechen modernen Nachhaltigkeitsstandards.
Innovative Geometrie, Formsteine und Regenwassermanagement setzen neuen Berliner BDA-Standard
Mit einem monolithischen Baukörper am Mittelweg verbindet das Projekt zeitlos ästhetische Klarheit mit technischer Innovation. Die präzise gedrehte Gebäudestruktur optimiert Tageslichtnutzung und verbessert den passiven Brandschutz. Individuell geformte Klinkerelemente ermöglichen harmonische Anschlussdetails an historische Nachbarbauten. Retentionsboxen im Untergeschoss und auf den begrünten Dachflächen speichern Regenwasser für lokale Versickerung. Die helle Fassadenoberfläche reduziert Wärmebelastung. Die Auszeichnung mit dem BDA Preis Berlin 2024 bestätigt den Anspruch ganzheitlicher, nachhaltiger Stadtentwicklung und ökologischer Resilienz.