Hausbau Eigenleistung: Damit lässt sich einiges sparen

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Wer beim Hausbau Eigenleistung einbringt, der kann sein eingebrachtes Eigenkapital damit spürbar erhöhen. In der Folge sinkt der Finanzierungsbedarf und die Konditionen verbessern sich. Eigenleistung beim Hausbau ist also durchaus eine sinnvolle Überlegung.

Hausbau Eigenleistung: Das ist möglich

Geschickte Hände sparen Immobilienbesitzern eine menge Geld. Wer selbst im Eigenheim handwerkliches Können beweist, der ist oftmals schneller und günstiger bedient. Die Heizung streikt, eine Lampe muss montiert werden, eine Türklinke getauscht oder ein Teppichboden erneuert. Wer das selber machen kann, ist ein Glückspilz.

Was für den laufenden Unterhalt des Hauses gilt, das kann auch auf den Hausbau selbst angewendet werden. Denn während der Bauphase gibt es viele Gewerke, die abgearbeitet gehören. Hier sollten Heimwerker in sich gehen und prüfen, was davon selbst gemacht werden kann. Beliebt sind dabei abschließende Arbeiten, wie Verlegung von Fliesen oder Fußböden, Putz- und Malerarbeiten oder die Gartengestaltung. Diese risikofreien Gewerke kann nahezu jeder mit ein wenig Geschick selbst ausführen.

Video: Haus bauen unter 1.000 Euro im Monat: Geht das? Jenke von Wilmsdorff testet allkauf

Was bringt Eigenleistung beim Hausbau im Bankengespräch?

Banken müssen erbrachte Eigenleistung am Bau als eingebrachtes Eigenkapital akzeptieren. Dazu gibt es sogar eine gesetzliche Regelung, die besagt:

§ 36 Absatz 3 II WoBauGe: Der Wert der Selbsthilfe ist mit dem Betrag als Eigenleistung anzuerkennen, der gegenüber den üblichen Kosten der Unternehmerleistung erspart wird.
Konkret bedeutet das, dass man die selbst eingebrachten Arbeitsstunden zu den gängigen Stundenlöhnen gegenrechnen kann. So erhält man einen Betrag x, der als Eigenkapital eingebracht wird.
Banken akzeptieren in der Regel 10 % bis 15 % gesamten Bausumme als Eigenkapital aus Eigenleistung an.

Zur Berechnung des Geldwertes der Eigenleistung muss man die Stundensätze oder Quadratmeterpreise der einzelnen Gewerke kennen.

Gewerk Kosten, die bei der Beauftragung eines Handwerkers entstehen
Rohbau 500 €/m²
Elektrik 85 €/m²
Heizung 85 €/m²
Sanitär 70 €/m²
Türen und Fenster 100 € pro Fenster oder Tür
Verputzen 40 €/m²
Malern 15 €/m²
Fliesen 50 €/m²
Bodenbeläge 30 €/m²

Zur Erklärung: Die oben angeführte Tabelle beinhaltet die Kosten, die für Arbeit und Material entstehen. Wer die Arbeit selbst ausführt, der muss die Materialkosten trotzdem kalkulieren. Diese können aber im Zuge der Eigenleistung auch geringer ausfallen als durch einen Handwerker. Vor allem im Sanitärbereich lässt sich hier viel sparen. Zudem ist die Eigenleistung hier auch die einzige Möglichkeit selbst gekaufte Sanitärobjekte zu installieren. Handwerksbetriebe lehnen die Verbauung von bereitgestellten Sanitärobjekten in der Regel ab. Wer genau hinschaut stellt fest, dass der Eigenbezug in vielen Fällen wesentlich günstiger ist, als im Angebot des Fachbetriebs aufgeführt. So sparen talentierte Handwerker gleich doppelt.

Hausbau in Eigenleistung: Die Eigenleistung ist auch die einzige Möglichkeit selbst gekaufte Sanitärobjekte zu installieren.

Hausbau in Eigenleistung: Die Eigenleistung ist auch die einzige Möglichkeit selbst gekaufte Sanitärobjekte zu installieren. (#01)

Eigenleistung beim Hausbau im Detail

Was nun kann konkret an Eigenleistung erbraucht werden? In der Vorbereitungsphase können Bauherren ihre Baunebenkosten senken, indem sie beispielweise die Grundstücksfreimachung zu großen Teilen selbst in die Hand nehmen:

  • Unrat beseitigen
  • Bäume fällen
  • Büsche abholzen
  • Schutt selbst abtransportieren lassen bzw. in die Container schaffen
  • Aushub selbst bewerkstelligen, falls die entsprechende Qualifikation vorliegt.
  • Hier kann enorm an Geld eingespart werden.
  • In der eigentlichen Bauphase kommen die einzelnen Gewerke zum Tragen. Hier ist folgendes Sparpotential denkbar:
  • Malerarbeiten: Rund 60 – 80 Prozent können bei Eigenleistung gespart werden. Die Arbeiten sind einfach auszuführen, daher eine klare Empfehlung zur Eigenleistung.
  • Fliesenlegen: Das Einsparungspotenzial liegt bei über 50 Prozent. Das macht dieses Gewerk attraktiv für die Eigenleistung. Allerdings ist es auch fehleranfällig. Daher sollten eher geübte Handwerker ans Selbermachen denken.
  • Laminatboden verlegen: Etwa 50 Prozent der Kosten können eingespart werden, wenn man den Boden selbst verlegt. Das Unterfangen ist einfach und auch für ungeübte Handwerker machbar: Daumen hoch für die Eigenleistung.
  • Trockenbau: Hier besteht ein sehr hohes Einsparungspotential. Beachtliche 60- 70 Prozent wird es günstiger, wenn man Trockenbauwände selbst aufstellt und verputzt. Anspruchsvoll ist die Arbeit auch nicht, also ein ganz klares Veto pro Eigenleistung.
  • Rohbau: Der Rohbau macht etwa die Hälfte der gesamten Bausumme aus. 60 Prozent der Kosten für den Rohbau sind dabei Löhne. Wer hier also mit Hand anlegen kann, spart enorm. Ein wenig Sachkenntnis sollte man allerdings mitbringen und nur wer wirklich mauern kann, braucht keine Unterstützung vom Fachmann dabei.
  • Fenster, Türen, Treppen: Nur ein geringes Einsparungspotential bietet hier die Ausführung in Eigenregie. Etwa 10 Prozent bis 30 Prozent wird es dadurch günstiger. Zudem benötigt der Einbau sehr gute Fachkenntnisse. Hier sollten besser die Profis rangelassen werden.
  • Putz: Stattliche 70 bis 80 Prozent spart der Bauherr, wenn er selber die Kelle schwingt. Allerdings ist auch hier Übung die Voraussetzung für ein gutes Gelingen. Wird der Putz nicht fachgerecht aufgetragen, können daraus später Bauschäden resultieren.
  • Heizung- und Elektroinstallation: Finger weg von diesen Gewerken, es sei denn, man ist selbst als Handwerker dafür mit einer entsprechenden Ausbildung qualifiziert. Zu groß ist die Gefahr, dass hier etwas schief geht und weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.
  • Sanitärinstallation: Hier gilt es die Hausinstallation, wie Rohre, den Profis zu überlassen. Wer möchte, kann als geübter Handwerker dann Waschtisch oder Toilette selbst montieren. Eine Dusche sollte ebenfalls nur vom Fachmann eingebaut werden, denn hier kann einiges falsch laufen, was zu Wasserschäden führen kann.

Nach der Bauphase werden die Außenanlagen gestaltet. Das kann man tatsächlich in der Regel komplett selbst übernehmen und so jede Menge Baunebenkosten sparen.

Hausbau Eigenleistung: Trockenbau: Hier besteht ein sehr hohes Einsparungspotential.

Hausbau Eigenleistung: Trockenbau: Hier besteht ein sehr hohes Einsparungspotential. (#02)

Eigenleistung beim Hausbau: Die Bauweisen sind richtungsgebend

Um korrekt in die Verhandlungen mit dem Bauträger einzusteigen, sollte man sich mit den Begriffen zu den einzelnen Bauweisen auskennen. Diese geben schon in etwa wieder, inwieweit Eigenleistung beim Hausbau durch den Bauherren vorgesehen ist.

  • Wird der Bau als schlüsselfertig angeboten, dann ist damit in der Regel ein Rundum-Paket gemeint. Alle Gewerke und die Ausstattung sind im Preis inbegriffen. Über die Ausstattung und die Ausführung der Gewerke kann entweder der Baupreis gesenkt werden oder es müssen Aufzahlungen geleistet werden. Möchte man bestimmte Gewerke in Eigenleistung erbringen, muss das ganz gezielt auch so vor Baubeginn vereinbart werden.
  • Ausbau-Haus: Diese Variante gibt es oft bei Fertighäusern. Hier stellt die Baufirma den Rohbau hin, und der Bauherr übernimmt den Ausbau. Das Material dafür wird von der Baufirma angeliefert. Wie der Bau dann erfolgt ist Sache des Bauherren.
  • Selbstbau-Haus: Hier liefert die Baufirma das Material an die Baustelle und der Bau erfolgt komplett in Eigenregie. Diese Variante ist meistens sehr langwierig und oft überschätzen sich Bauherren in Ihrer Belastbarkeit.

Video: #5 Eigenleistung beim Hausbau

Die Grenzen der Eigenleistung beim Hausbau: Fachliche Eignung

Generell funktioniert die Muskelhypothek bei nahezu allen Gewerken, ob dies jedoch in der Praxis sinnvoll ist, sei dahingestellt. Das Problem, dass sich nämlich immer ergibt, ist die fehlende Fachkompetenz, die so manche Arbeit nicht 100 Prozent perfekt ausfallen lässt.

Während man damit in einigen Bereichen, wie zum Beispiel bei der Malerarbeit durchaus leben kann, ist dies in anderen Bereichen eine echte Hürde und zudem manchmal auch gar nicht erlaubt. So darf zum Beispiel die Hauselektrik ausschließlich von einem ausgewiesenen Elektriker installiert und angeschlossen werden. Auch Geräte, die an eine Starkstromleitung angeschlossen werden, wie zum Beispiel der Küchenherd, müssen vom Fachmann installiert werden.

Pech wird man auch haben, wenn man plant, seine Gas- oder Telefonleitung selbst ans öffentliche Netz zu bringen. Auch hier gelten sehr strenge Bestimmungen.
Die folgende Tabelle gibt die Einschätzung der eigenen Machbarkeit und die damit verbundenen Risiken wieder:

Gewerk Machbarkeit Verbundene Risiken
Gewerk Profi erforderlich Todesgefahr bei unsachgemäßer Ausführung, nur für Profis
Elektrik Profi erforderlich Todesgefahr bei unsachgemäßer Ausführung, nur für Profis
Heizung Profi erforderlich Wasserschäden durch falsche Installation
Sanitär Geübter Handwerker erforderlich Undichte Stellen am Bauwerk, Rohbau unbrauchbar
Türen und Fenster Geübter Handwerker erforderlich Undichte Türen und Fenster
Verputzen Geübter Handwerker erforderlich Undichter Putz, Nässeeinbruch, Gefahr von Schimmelbildung
Malern Leichte Arbeiten für weniger geübte Handwerker machbar Optische Mängel beim Ergebnis
Fliesen Leichte Arbeiten für weniger geübte Handwerker machbar Undichte Ausführung, Wassereinbruch ins Gemäuer, Schimmelgefahr
Bodenbeläge Leichte Arbeiten für weniger geübte Handwerker machbar Optische Mängel beim Ergebnis in Feuchträumen undichte Ausführung und Schimmelgefahr
Außenanlagen Leichte Arbeiten für weniger geübte Handwerker machbar Unsachgemäße Ausführung und Gefahr, dass Bepflanzung nicht angeht, Zäune nicht halten, Terrassen absinken
Trockenbau Leichte Arbeiten für weniger geübte Handwerker machbar Optische Mängel beim Ergebnis

Wichtig: Wer Eigenleistung plant, sollte auch den Versicherungsaspekt nicht außer Acht lassen. Bei einigen Gewerken ist die fachkundige Ausführung eine Voraussetzung, damit im Schadensfall die Versicherung zahlt. Das kann dann ziemlich teuer werden, beispielsweise bei einem Brand- oder Wasserschaden. Am Besten klärt man vorab mit der Versicherung selbst, wo diese eine fachkundige Ausführung eines Gewerkes verlangt.

Arbeiten am Eigenheim müssen in der persönlichen Freizeit vorgenommen werden, denn auch dies kann einen Ausgleich zum Arbeitsalltag schaffen.

Arbeiten am Eigenheim müssen in der persönlichen Freizeit vorgenommen werden, denn auch dies kann einen Ausgleich zum Arbeitsalltag schaffen. (#03)

Arbeitszeit und persönliche Belastbarkeit als begrenzender Faktor

Wer einen Vollzeitjob, Familie oder anderweitige persönliche Verpflichtungen hat, der weiß, dass Freizeit im Alltag zum Luxusgut avancieren kann. Der Feierabend, das Wochenende oder der Urlaub ist normalerweise nicht nur für die körperliche wie geistige Erholung vom Gesetzgeber verpflichtend vorgesehen (siehe Arbeitsschutzgesetz) sondern wird auch tatsächlich benötigt. Nichts desto trotzt dürfen Arbeiten am Eigenheim in der persönlichen Freizeit vorgenommen werden, denn auch dies kann einen Ausgleich zum Arbeitsalltag schaffen.

Allerdings muss jeder ehrlich zu sich selbst sein und sich folgende Fragen stellen:

  • Wie viel Zeit bleibt neben Beruf und Familie übrig?
  • Wie viel Zeit möchte man für Hobbies aufwenden?
  • Wie viel Zeit benötigt man zur körperlichen Regeneration (Schlaf, Ausruhen usw.)?
  • Wie viel Zeit plant man für die eigene Gesundheitsvorsorge ein (Arztbesuche, Sport, usw.)?
  • Wie viel Zeit plant man für notwendige Gänge ein (Friseur, Einkaufen, Versicherungskram, Steuer erledigen, Termine bei der Autowerkstatt oder sonstigen Dienstleistern)?

Wenn man sich hinsetzt und all diese Zeiten einmal genau aufschreibt, dann bekommt man einen guten Überblick, über die Anzahl der verfügbaren Arbeitsstunden, die für die Eigenleistung beim Hausbau tatsächlich erbracht werden können.

Wichtig ist auch bei der Überlegung einzubeziehen, über welchen Zeitraum sich das Unterfangen ziehen soll. Denn wer Eigenleistung beim Hausbau bei seiner Bank als Eigenkapital einbringen will, der muss dafür keinen zeitlichen Rahmen definieren. Allerdings wird die Zusatzbelastung durch Eigenleistung irgendwann spürbar. Wer monatelang im Hamsterrad läuft und jede freie Minute in den Hausbau investiert, der brennt aus. Daher ist es auch hier wichtig einen zeitlichen Ablaufplan zu erstellen der beinhaltet:

  • Welches Gewerk dauert wie lang?
  • Wann muss es erledigt sein?
  • Wann muss es ausgeführt werden?

Wer zum Beispiel unter der Woche 6 Stunden zusätzlich in den Hausbau einbringen kann, aber plötzlich damit konfrontiert wird, dass alles gleichzeitig gemacht werden sollte, der gerät ins Strudeln.

Eigenleistung im Hausbau ist eine tolle Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen

Eigenleistung im Hausbau ist eine tolle Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen. (#04)

Nicht zu unterschätzen: Die Last der Verantwortung

Zum Schluss sollte man auch bei der körperlichen Belastbarkeit realistisch sein. Handwerk bedeutet oftmals Umgang mit schweren Materialen. Sportlich fitte, junge Menschen schaffen dabei sehr viel mehr, als ungeübte. Hier besteht das Risiko, die eigenen Körperkräfte zu überschätzen und dann während der Bauphase wegen Überlastung oder Krankheit auszufallen. Damit verzögert sich der gesamte Bau und es entstehen Zusatzkosten. Bauherren, die Eigenleistung erbringen geraten ob dieses Wissens oft in Stress, denn alles hängt plötzlich von ihrer Person ab. Hier steuert eine gute Planung mit realistischen zeitlichen Szenarien gegen.

Fazit: Eigenleistung im Hausbau ist eine tolle Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen

Wer Freude hat am Handwerken und geschickte Hände besitzt, zudem über das nötige Wissen und die Zeit verfügt, der ist mit Eigenleistung fein raus. Das eingebrachte Eigenkapital erhöht sich, Kredite werden günstiger und das Bauprojekt besser finanzierbar.

Bei einigen Gewerken sollte man aber sehr genau hinsehen, ob sich der eigene Einsatz wirklich lohnt. Elektrik und Heizungsbau gehört in Fachhände, zu groß ist hier das Risiko einer lebensgefährlichen Verletzung oder eines Brandes.


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