Wärmedämmung: Welche Alternativen gibt es zur Mineralwolle?

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Nicht erst seit gestern gerät Mineralwolle aufgrund ihrer gesundheitsbeeinträchtigenden Bestandteile in die Kritik vieler Bauexperten. Dennoch ist Mineralwolle neben Polystyrol (‚Styropor‘) eines der am häufigsten genutzten Dämmmittel.

Der Trend geht in allen Lebensbereichen klar in Richtung Nachhaltigkeit – und das ist nun zunehmend auch bei der Wahl von Dämmmaterial zu spüren.

Wärmedämmung? Aber sicher!

Die Kosten für Energie steigen stetig an. Eine umfassende Wärmedämmung von Dach und Fassade spart aus diesem Grund nicht nur verstärkt bares Geld für den Verbraucher, sondern verhindert auch zugunsten der Natur, dass Wärme aus dem Inneren des Hauses nach außen tritt.

Die Ziele sind hochgesteckt: Bis zum Jahr 2050 sollen in Deutschland alle Gebäude über energetische klimaneutrale Werte verfügen. Eine Wärmedämmung ist aus diesem Grund also unerlässlich und auch gesetzlich geregelt.

Wer neu baut oder vor der Sanierung bzw. Renovierung vorhandener Bausubstanz steht, stellt sich oftmals die Frage, welche Art der Dämmung nun zum Einsatz kommen soll, um der neuen Energiesparverordnung gerecht zu werden.

Diese setzt einen Wärmedurchgangswert (den sog. U-Wert) von höchstens 0,24 W voraus. Je höher der Wert steigt, desto schlechter ist der Dämmwert eines Materials.

lwolle gibt es schon super lange

Mineralwolle gibt es schon super lange (#04)

Mineralwolle steht schon länger in der Kritik aufgrund ihrer gesundheitsschädigenden Zusammensetzung. Das Wort ‚Mineralwolle‘ ist der Überbegriff für Stein- und Glaswolle, wobei besonders Glaswolle über kleine gesundheitsschädigende Partikel verfügt, die in und auf dem Körper Schäden hinterlassen können.

Mineralwolle besteht aus mineralischen Rohstoffen (Stein und Glas respektive Sand), die bei über 1.300 °C geschmolzen und zu feinfaseriger Wolle gesponnen werden. Sie ist sowohl als flexibler Klemmfilz als auch als solide und begehbare Dämmung erhältlich.

Der Vorteil von Dammmaterial aus Mineralwolle ist, dass dieses weitestgehend unbrennbar ist und erst bei einer Temperatur von rund 700 °C zu schmelzen beginnt. Dennoch sollte insbesondere Glaswolle bei der Handhabung mit Vorsicht behandelt werden: In der Glaswolle befinden sich winzige Teilchen Glas, also kristalline Stäube, die einerseits auf der Haut mechanischen Schaden anrichten können.

Andererseits sind die Partikel dieser Stäube so klein, dass sie mit eingeatmet werden können und sich in Bronchien und Lunge festsetzen können. Eine Atemmaske ist deshalb beim Verbauen von Glaswolle ein relevanter Sicherheitsgarant.

Aufgrund der aufwendigen Herstellungsweise und der gesundheitsbeeinträchtigenden Eigenschaft ist Mineralwolle nicht mehr zeitgemäß. Vor allem nachhaltige Dämmmaterialien aus natürlichen oder recycelten Rohstoffen laufen der Mineralwolle zunehmend den Rang ab, jedoch besteht auch die Option, mit Kunststoffen zu dämmen.

Wärmedämmung: Damit die Kälte draußen und die Wärme drinnen bleibt

Wärmedämmung: Damit die Kälte draußen und die Wärme drinnen bleibt (#01)

Wärmedämmung mit Polystyrol und Polyurethan

Als Alternative zur Dämmung mit Mineralwolle galt lange Zeit die Wärmedämmung mit Polystyrol, was landläufig unter dem Namen ‚Styropor‘ bekannt ist. Dieses Material verfügt über gute Isolationswerte bei einem verhältnismäßig geringen Gewicht.

Jedoch wurde die Risikoeinstufung von Polystyrol im Jahr 2015 von der Bauministerkonferenz verschärft. Demnach ist die Brandgefahr des Materials bei unsachgemäßer Verarbeitung als deutlich erhöht anzusehen. Ferner erzeugt Polystyrol im Brandfall durch den Einsatz bestimmter Materialien bei der Veredlung über giftige Dämpfe.

Diese Erkenntnisse lassen auch die Relevanz von Styropor als Dämmmaterial in den Hintergrund rücken. Bauherren, die sich dennoch für den Einsatz von Polystyrol entscheiden, werden dazu angehalten, bei Brückenbauteilen mit Mineralwolle zu dämmen. Diese Brücken verhindern, dass im Brandfall das Feuer auf das Styropor übergehen kann.

Wäremdämmung, fürs Dach prima geeignet

Wäremdämmung, fürs Dach prima geeignet (#02)

Ein weiterer Kunststoff, welcher sich zur Wärmedämmung eignet, ist das gesundheitsverträgliche Polyurethan (PU). Die Dämmung kann entweder mittels flexiblem Schaum oder festen, bereits aufgeschäumten Platten vorgenommen werden. Diese zeigen sich formstabil und solide und halten auch harten Bedingungen stand.

Anders als Styropor ist PU feuerfest, was eine große Stärke dieses Dämmmaterials darstellt. Daneben zeigt sich der Kunststoff ebenfalls wasserabweisend, was eine gewisse Schimmelresistenz zur Folge hat. Dank der positiven Eigenschaften ist eine Dämmung mit PU immer mehr auf dem Vormarsch und drängt Styropor zunehmend in den Hintergrund.

Polyurethan erweist sich nicht nur hinsichtlich seiner Eigenschaften als lohnenswerte Alternative, sondern auch im Hinblick auf das Handling. Erfahrene Heimwerker können die praktischen Platten selbst verlegen, wer jedoch auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einen Experten zurate ziehen. Dennoch eignet sich Polyurethan nicht für alle Arten der Dämmung.

Die soliden Platten können aufgrund ihrer Inflexibilität nicht für eine Hohlraumdämmung genutzt werden. Außerdem ist auch die Energiebilanz der Dämmung nicht vollkommen überzeugend: Da es sich bei PU um einen Kunststoff handelt, wird für die Herstellung Erdöl hinzugezogen, das unter einem großen Energieaufwand verarbeitet werden muss. Natürliche Materialien zeigen sich diesbezüglich deutlich umweltverträglicher und nachhaltiger.

Nachhaltige Wärmedämmung

Auch nachwachsende Materialien bzw. Recyclingmaterialien können zum Dämmen benutzt werden. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist der Einsatz von Zellulosedämmstoff, wie er z. B. von der Firma Thermofloc vertrieben wird. Dieses faserige Dämmmaterial wird zum größten Teil aus altem Zeitungspapier gewonnen, was ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Verwendung von Recyclingmaterialien ist.

Zellulosedämmstoff gibt es sowohl in Plattenform als auch in loser Form, wobei die Plattenform aufgrund des höheren Herstellungsaufwands etwas hochpreisiger ist. Damit das Brandschutzrisiko minimiert wird, werden bei der Herstellung oftmals Borsalze oder andere feuerhemmende Stoffe in das Dämmmaterial integriert.

Eine Wärmedämmung aus Zellulose erreicht ebenso gute Dämmwerte wie Materialien aus Kunststoff, fördert jedoch das Raumklima auf eine natürliche Art und Weise. Da Zellulosedämmung in der Regel nicht wasserfest ist, sollte das Material lediglich an Stellen angebracht werden, die vor Feuchtigkeitseintritt gut geschützt sind.

Die Zellulosedämmung eignet sich besonders gut für eine Innendämmung oder eine Dachdämmung, wenn ein Eintritt von Witterungseinflüssen ausgeschlossen werden kann. Zellulose ist insgesamt ein verlässlicher Dämmstoff, welcher aus unbedenklichen Materialien gefertigt wurde und selbst auch wiederverwertbar ist.

Wärmedämmung. Hanf hat viele Eigenschaften

Wärmedämmung. Hanf hat viele Eigenschaften (#03)

 

Auch die Dämmung mit Hanf ist eine Möglichkeit, das Haus mit natürlichen und vor allem nachwachsenden Rohstoffen vor Wärmeaustritt und Kälteeintritt zu schützen. Hanf gibt es sowohl in loser als auch in fester Form. Dabei werden die Hanffasern maschinell zu einem dichten Vlies gebündelt, welches über gute Dämmeigenschaften verfügt:

Mit einer Dicke von nur 16 Zentimeter Hanfdämmstoff kann der von der EnEV geforderte U-Wert für Fassaden von 0,24 W erreicht werden. Des Weiteren beweist Hanf als Dämmstoff ebenfalls gute Schallschutzwerte sowie eine gute Feuchtigkeitsresistenz.

Der Dämmstoff mit der guten CO2-Bilanz zeigt sich außerdem widerstandsfähig gegenüber Schimmel- und Schädlingsbefall. All dies sind markante Vorteile des nachwachsenden Dämmstoffs, dennoch hat der Einsatz von Hanf in der Wärmedämmung auch Schwächen: Ist Hanf nicht mit speziellen Chemikalien behandelt, ist er ebenso entflammbar wie andere herkömmliche Dämmstoffe auch.

Die passende Wärmedämmung für jeden Einsatzbereich

Generell sollte darauf geachtet werden, welche Wärmedämmung sich für welchen Einsatzbereich eignet. Nicht jedes Material zeigt sich wasserabweisend und kann als Außendämmung benutzt werden. Ferner divergieren die Anforderungen an das Dämmmaterial auch hinsichtlich der Flexibilität. Wer eine große Fläche hat, die gedämmt werden muss, kann problemlos zu Platten greifen.

Kleine Teile oder Abteilungen einer Hohlraumdämmung beispielsweise erfordern jedoch eine Flexibilität vom Material. Um den richtigen Dämmstoff zu finden, empfiehlt es sich daher, zunächst eine Aufnahme des Status quo vorzunehmen.

Welcher Teil vom Haus soll gedämmt werden? Worauf liegt der Fokus? Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit für mich? Wer sich diese einleitenden Fragen stellt, wird sich schnell im Klaren darüber sein, wie die persönlichen Präferenzen aussehen. Mit diesem Wissen kann dann die Auswahl des richtigen Dämmmaterials stattfinden.

Fazit: Eine schlechte Dämmung verursacht höhere Energiekosten. Umso wichtiger für alle Hausbesitzer, sich mit diesem Thema gründlich auseinanderzusetzen. Ein beliebter Dämmstoff seit Jahrzehnten ist die Mineralwolle. Eine Art Glaswolle, weshalb auch kleinste Glaspartikel in der Wolle vorhanden sind, welche bei unsachgemäßer Behandlung zu Schädigungen im Körper führen können. Aus diesem Grund sollte man diese Wolle nur mit Atemschutz verlegen. Oder gleich nach Alternativen Ausschau halten: Auch recycelbare und natürliche Materialien helfen, ein Haus vor Kälte effektiv zu dämmen. Die Zellulosedämmung liegt absolut im Trend und sorgt zugleich für eine nachhaltige Innendämmung. Bauherren müssen aber darauf achten, nur dort zu verlegen, wo der Eintritt von Wasser ausgeschlossen ist. Auch Hanf kann als alternativer Dämmstoff angesehen werden, welcher die Mineralwolle immer mehr den Rang ablaufen könnte.

Es gibt sie also, die anderen Methoden in der Dämmung von Häusern. Aber jeder, der Interesse daran hat, sollte wie schon erläutert, ganz genau prüfen, ob das Material für die zu dämmende Stelle im Haus geeignet ist. Selbstverständlich kann es auch lohnen, einen Fachmann zu Rate zu ziehen, mit dem man im Haus umhergeht und der einem alle wertvollen Tipps vermittelt, um in Zukunft besser zu dämmen und weniger für die Gas- oder Ölheizung zu bezahlen. Das muss bei allen Investitionen berücksichtigt werden. Ohne das Ziel einer Einsparung von Energiekosten sollte man am besten gar nicht erst beginnen. Ist hingegen effizienter gedämmt, freut man sich über das eingesparte Geld.


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